Suchtpolitik

Hohe Nachfrage bei Berliner Drogen-Checks

Das neue Drogentest-Projekt in Berlin ist angelaufen. Das Angebot wird bereits gut genutzt. Jetzt soll das sogenannte Drugchecking auch bundesweit möglich werden.

Hohe Nachfrage bei Berliner Drogen-Checks

Das Modellprojekt Drugchecking in Berlin ist erfolgreich angelaufen und wird stark nachgefragt. «Im Moment haben wir fast doppelt so viele Anfragen, wie wir tatsächlich Menschen versorgen können», sagte Nina Pritszens, Geschäftsführerin der Suchtberatungsstelle vista am Dienstag.

Das Berliner Modellprojekt startete nach einer Testphase im April und Mai am 6. Juni in den Routinebetrieb. Bei drei verschiedenen Stellen können Drogenkonsumenten ihre Käufe in Drugchecking-Sprechstunden abgeben und analysieren lassen. Dazu gehören die Suchtberatungsstellen vista und Fixpunkt sowie die Schwulenberatung. Das Ergebnis folgt nach einigen Tagen.

Das Angebot zur Analyse der Substanzen richtet sich an Süchtige, die täglich konsumieren, aber zum Beispiel auch an Partygänger, die nur am Wochenende Drogen nehmen. Die Substanzen werden in einem neutralen Labor über das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin untersucht.

In Zukunft soll das Berliner Modellprojekt zur Analyse von Inhaltsstoffen von Drogen auch bundesweit möglich sein. Das bestehende Verbot von Substanzanalysen durch Personal in Drogenkonsumräumen soll dafür im Betäubungsmittelgesetz gestrichen werden. Das sieht ein Entwurf der Regierungsfraktionen vor, der am Dienstag bekannt wurde.

«Das ist eine wichtige Maßnahme auf dem Weg eines neuen Umgangs mit Drogen in Deutschland», sagte Burkhard Blienert, Bundesbeauftragter für Sucht- und Drogenfragen. Er verspreche sich durch Drugchecking den Start einer Entstigmatisierung und eines neuen Umgangs mit Drogen in Deutschland, weg von der Bestrafung und Strafe und hin zu mehr Unterstützung und Hilfe.

Drugchecking helfe dabei, Drogentote zu vermeiden und Konsum zurückzudrängen, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kürzlich dem «Spiegel» gesagt. Aus Erfahrungen von Drugchecking-Projekten aus anderen Ländern wisse man, dass Konsumenten, die einen Warnhinweis bekommen, entweder weniger oder zum Teil gar nicht konsumieren, sagte nun Pritszens. Die Regelungen sollen demnach an ein geplantes Gesetz zum Eindämmen von Lieferengpässen bei Arzneimitteln angehängt werden.

Mit den drei Anlaufstellen in Berlin wolle man möglichst unterschiedliche Zielgruppen erreichen, so Pritszens. Seit Beginn des Routinebetriebs seien 83 Rauschgiftproben zur Laboranalyse abgegeben worden, teilte die Senatsgesundheitsverwaltung mit. Im Probebetrieb im April und Mai waren 70 Proben analysiert worden.

Ein beachtlicher Anteil der Substanzen, die man untersucht habe seien als auffällige Proben eingestuft worden, sagte Tibor Harrach, Pharmazeutischer Koordinator bei vista. Sind Proben auffällig, also falsch deklariert, mit weiteren gefährlichen Stoffen verunreinigt oder besonders hochdosiert, veröffentlichen die Betreiber eine Warnung auf der Internetseite des Projekts (www.drugchecking.berlin).

Am häufigsten wurden laut der Senatsgesundheitsverwaltung die Partydroge Ecstasy (MDMA – Methylendioxymethamphetamin)und Speed (Amphetamin-Koffein-Mischungen) abgegeben. Danach folgen unter anderem Kokain, das Tier-Narkosemittel Ketamin und Crystal Meth (Methamphetamin). Pflanzliche Drogen wie Marihuana und Haschisch, Medikamente, Anabolika und Potenzmittel werden nicht untersucht.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin kritisierte kürzlich die Vereinbarung, dass es an den Beratungs- und Teststellen keine Strafverfolgung geben wird, obwohl bekannt ist, dass dort Menschen unterwegs sind, die verbotene Drogen besitzen und dabei haben.