Um Autisten und sensibleren Menschen ein ruhigeres Einkaufen zu ermöglichen, führen immer mehr Supermärkte in Deutschland sogenannte stille Stunden ein. Dabei werden zu gewissen Uhrzeiten die Lichter gedimmt, die Musik abgestellt und die Pieptöne der Kassen leiser gemacht. Die Idee für die «Stille Stunde» stammt aus Neuseeland, Ableger gibt es mittlerweile etwa in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Hessen. Ein flächendeckendes Angebot gibt es noch nicht.
«Die Nachfrage und der Zuspruch der Kundschaft werden darüber entscheiden, ob sich ein solches Angebot bundesweit durchsetzen wird», erklärte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth. Das Feedback der Kunden sei bisher gut, deshalb sei das Angebot auch gewachsen.
Der Verband Autismus Deutschland begrüßte die Initiative der Märkte. Die Lichter zu dimmen und die Musik abzustellen koste die Supermärkte nichts, sagte Verbandssprecher Fabian Diekmann. Es helfe aber betroffenen Menschen. «So leicht kriegt man selten Punkte auf dem Karma-Konto.»
Über Zwang werde es nicht funktionieren. Gerade in der Vorweihnachtszeit sei das Shoppen besonders stressig. Die Möglichkeit, einkaufen gehen zu können, ohne Angst vor Reizüberflutung haben zu müssen, sei besonders wichtig für autistische Menschen. «Sie laufen sonst Gefahr, in die Isolation und Einsamkeit abzudriften.»
Autismus ist laut Verband eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung. Eine Statistik über die Häufigkeit in Deutschland gibt es nicht. Man gehe aber davon aus, dass zwischen 600.000 und 800.000 Menschen betroffen sind.