Kliniken warnen weiter vor großer Krankenhaus-Verlustwelle
Die baden-württembergischen Kliniken befürchten angesichts dunkelroter Zahlen zunehmend Krankenhaus-Insolvenzen und fordern schnelle Finanzhilfen noch vor der geplanten großen Krankenhausreform. Vier von fünf Krankenhäusern (79,2 Prozent) erwarten nach Angaben der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) für das kommende Jahr Verluste. «So schlecht war die finanzielle Lage der Kliniken im Land seit Beginn unserer Befragungen im Jahr 2010 noch nie», sagte der BWKG-Vorstandsvorsitzende Heiner Scheffold am Donnerstag.
Im vergangenen Jahr hatten knapp 59 Prozent der Krankenhäuser im Südwesten laut BWKG rote Zahlen geschrieben. 2020 hatte noch fast jedes zweite Haus Gewinne gemacht.
Die Schuld für die Lage sieht er bei der Bundesregierung, die den Krankenhäusern durch gesetzliche Änderungen allein in diesem Jahr mehr als 100 Millionen Euro genommen habe. Die Ampel-Koalition verweigere außerdem die dauerhafte Finanzierung der Inflationskosten durch den Ukraine-Krieg. Die Kliniken könnten nicht auf eine Krankenhausreform warten, die vielleicht in drei oder vier Jahren wirksam werde, warnte Scheffold, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist. Die Folgen der Finanzlage seien bereits zu spüren: «Schon jetzt stehen die Krankenhauskapazitäten nicht mehr in vollem Umfang für die Versorgung zur Verfügung, da nicht alle Betten belegt werden können», sagte Scheffold.
Die BWKG ist ein Zusammenschluss von 478 Trägern mit 197 Krankenhäusern, 133 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie 807 Pflegeeinrichtungen.