Wohnen

Land fördert «Housing First»-Projekte für Wohnungslose

Die Zahl der Menschen ohne Wohnung nimmt in Baden-Württemberg weiter zu, aber es gibt kaum passende Räume für sie. Sechs Projekte im Land gehen auf der beschwerlichen Suche einen neuen Weg.

Um wohnungslosen Menschen ein festes und vor allem sicheres Dach über dem Kopf zu verschaffen, setzen Land und Kommunen auf ein neues Konzept. Unter dem Motto «Housing First» - übersetzt in etwa «Erstmal Wohnen» - werden sechs Modellprojekte in den kommenden drei Jahren mit insgesamt rund 1,6 Millionen Euro gefördert. Wichtig sei es dabei, Wohnungslosen zunächst in einem angespannten Markt zu einer Wohnung zu verhelfen. Danach können weitere Probleme angegangen werden. Dieser Ansatz unterscheidet sich von dem bisher praktizierten Umgang mit Wohnungslosen, bei dem zunächst Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Abhängigkeiten angegangen wurden.

«Ohne Wohnung ist alles nichts», sagte am Donnerstag Edith Wolf von der Vector Stiftung, die für einen Teil der Förderung aufkommt. «Ohne Wohnung fehlt die Basis, um auch an anderen Problemen arbeiten zu können.» Ausgewählt wurden Ideen aus Herrenberg, Esslingen und der Region Biberach-Schussental, aus Reutlingen und Heidelberg sowie aus Freiburg.

Ein gemeinsames Problem haben alle Fälle: Es gibt keine passenden Wohnungen. Nach Schätzungen des Branchenverbandes der Bauwirtschaft fehlen allein in Baden-Württemberg rund 70.000 Sozialwohnungen. Längst sind nicht nur große Städte wie Stuttgart oder Freiburg davon betroffen, auch in kleineren Kommunen fehlt es an bezahlbarem und sozial gefördertem Wohnraum, für den auch wohnungslose Menschen infrage kämen. Bietet sich dann doch mal eine Wohnung an, haben es vor allem Obdachlose als Kandidaten schwer.

Im Südwesten lebten nach Angaben des Sozialministeriums rund 76.500 wohnungslose Menschen (Stand Januar 2023). Allgemein wird unterschieden zwischen Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit. Wohnungslos sind Menschen, die nicht über eine eigene Wohnung mit Mietvertrag verfügen. Damit landen sie aber nicht gleich als obdachlos auf der Straße. Viele Wohnungslose kommen zunächst bei Bekannten oder Freunden unter.