Justiz

Mord mit Kabelbindern oder Notwehr? Ehefrau vor Gericht

Üblicherweise sind bei Fällen häuslicher Gewalt Männer die Tatverdächtigen. In diesem Fall war es - zumindest am Ende - mutmaßlich andersrum. Doch es gibt in dieser Ehe wohl eine lange Vorgeschichte.

Jahrelang soll sie Erniedrigungen ihres Ehemannes ertragen haben, bis sie zum Äußersten griff - sowie zu Schlafmittel, Hammer und Kabelbindern. Wegen des mutmaßlichen Mordes an dem 74-Jährigen steht eine Frau ab Freitag (9.00 Uhr) vor dem Karlsruher Landgericht.

Die 66-Jährige soll sich nach früheren Angaben der Ermittler im vergangenen Juni in der gemeinsamen Wohnung in Kronau (Landkreis Karlsruhe) mit ihrem Mann gestritten haben. Laut Gericht verabreichte die Deutsche ihrem Ehemann den Vorwürfen zufolge erst ein Schlafmittel, damit er sich nicht mehr so gut wehren könne. Dann soll sie ihm 34 Mal mit einem Hammer gegen Kopf und Oberkörper geschlagen und ihn schließlich mit Kabelbindern erstickt haben.

Frau spricht von Notwehr

Im Ermittlungsverfahren hatte die 66-Jährige die Tat eingeräumt, sich aber auf eine Notwehrsituation berufen, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Auch für den Prozess habe der Verteidiger eine Einlassung seiner Mandantin angekündigt.

Das Schwurgericht hat drei weitere Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte es demzufolge in der zweiten Märzhälfte sprechen. 

Mehrere Sachverständige geladen

Zum Prozessauftakt will die Große Strafkammer unter anderem zwei Polizisten als Zeugen hören. Später sollen zwei psychiatrische Sachverständige und ein rechtsmedizinischer Sachverständiger dem Gericht Rede und Antwort stehen.

Die 66-Jährige hatte damals den Angaben zufolge selbst den Notruf gewählt. Sie ließ sich widerstandslos festnehmen und kam in Untersuchungshaft. Der verständigte Notarzt konnte nur noch den Tod des 74-Jährigen feststellen.