Geschichte

Rund 70 Künstler wollen Reichsadler in Ulm neu gestalten

Am Finanzamt in Ulm hängt ein steinerner Reichsadler. Das Land will das NS-Überbleibsel künstlerisch neu gestalten lassen. Das Interesse daran ist groß.

Rund 70 Bewerbungen sind bei einem Kunstwettbewerb für die neue künstlerische Gestaltung eines Reichsadlers am Finanzamt Ulm, einem NS-Überbleibsel, eingegangen. In einem zweitägigen Auswahlverfahren würden nun die besten Bewerber ausgesucht, sagte der Ulmer Amtsleiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Tilmann Häcker. Die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler dürften voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 ihre Entwürfe abgeben. In der Vergangenheit war die Rede von einem Budget in Höhe von voraussichtlich bis zu 10.000 Euro.

«Die künstlerische Befassung und Auseinandersetzung ist eben auch ein gesellschaftlicher Beitrag, der an dieser Stelle der Historie Rechnung tragen soll», sagte Häcker im Mai dazu. Damit gehe auch eine wichtige Beschäftigung der Öffentlichkeit mit dem Thema einher. Dazu soll es demnach eine Erklärtafel geben.

Idee der künstlerischen Gestaltung kam aus der SPD 

Die Idee zu einer künstlerischen Gestaltung hatte der Ulmer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Rivoir. «Das ist doch schön, dass das Interesse so groß ist», sagte der Abgeordnete. «Das zeigt, dass wir da auf dem richtigen Weg sind.» 

Im Mai hatte Rivoir gesagt, dass die Überlegung sei, mit «einer künstlerischen Intervention» eine Uminterpretation des Reichsadlers zu schaffen. «Nicht mehr diese Verherrlichung und dieses massive Objekt aus der Nazizeit, sondern dass es sozusagen ein Mahnmal für den Frieden wird - ein Nachdenkort auch über Frieden und Krieg und diese ganzen Herrschaftssymbole.» 

Der Reichsadler wurde schon vor Jahren mit roter Farbe beworfen. Diese wird laut Häcker bewusst nicht entfernt. «Wir sehen das auch als Statement der Gesellschaft.»