Nach der Schändung des Grabs von Wolfgang Schäuble laufen die polizeilichen Ermittlungen am Dienstag weiter. Ein unbekannter Tatverdächtiger hatte auf dem Offenburger Waldbachfriedhof in der Nacht zum Montag ein etwa 1,20 Meter tiefes trichterförmiges Loch in das Grab des Politikers gegraben. Der Unbekannte drang aber nicht zum Sarg Schäubles vor, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitgeteilt hatten.
Es ermittelt der polizeiliche Staatsschutz in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. Zu den Hintergründen des Vorfalls gab es nach Ermittlerangaben vom Montag zunächst keine Erkenntnisse.
Schäuble war am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Bei einer Trauerfeier am 5. Januar in Offenburg hatten Angehörige und Spitzenpolitiker den CDU-Politiker gewürdigt. Der Offenburger Ehrenbürger hatte in seiner Karriere wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages.
Der Vorfall auf dem Waldbachfriedhof der badischen Stadt löste Trauer und Bestürzung aus, auch in der Berliner Spitzenpolitik. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sagte am Montag, sie sei zutiefst erschüttert und traurig. «Es ist unerträglich, dass es offenbar Menschen gibt, die Wolfgang Schäubles Grab schänden und seine Totenruhe stören», teilte die SPD-Politikerin mit. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der Tageszeitung «Bild», das Grab von Wolfgang Schäuble zu schänden sei eine «widerwärtige Straftat». Diese müsse hart verfolgt werden.
Das Grab des Politikers war nach der Beschädigung zunächst nicht mehr als solches erkennbar. Es verblieb eine rechteckige Erdfläche. Das Holzkreuz mit dem Namen Schäubles war nicht mehr zu sehen. Ein Polizeisprecher sagte, nicht näher bezeichnete «Utensilien» auf dem Grab seien als Beweismittel beschlagnahmt worden. Dazu dürfte auch das Kreuz gehört haben.