Hausaufgaben, Unterhaltung und Information. Das sind die Bereiche, in denen Jugendliche Künstliche Intelligenz (KI) nutzen. Insgesamt geben knapp zwei Drittel der Jugendlichen in der neuesten Studie «Jugend, Information, Medien» (JIM) an, KI-Technologien zu verwenden.
Unter den Jugendlichen, die KI nutzen, ist der schulische Einsatz das häufigste Motiv: Zwei Drittel greifen für Hausaufgaben und Schulthemen auf KI zurück. Darüber hinaus verwenden 52 Prozent KI zur Unterhaltung. 43 Prozent nutzen sie, um Informationen zu recherchieren. Für die repräsentative Studie (JIM-2024) wurden 1200 Jugendliche in ganz Deutschland im Alter zwischen 12 und 19 Jahren befragt.
Viel Erfahrung mit Fake News und Belästigung
Die Studie dokumentiert eine Zunahme des Kontakts von 12- bis 19-Jährigen mit problematischen Inhalten im Internet: Inzwischen geben 61 Prozent der Jugendlichen an, im letzten Monat mit Fake News konfrontiert worden zu sein. In den vergangenen Jahren ist dieser Anteil kontinuierlich gestiegen, 2021 lag er noch bei 42 Prozent. Beleidigende Kommentare (57 Prozent, 2023: 51) sowie extreme politische Ansichten (54 Prozent, 2023: 42) werden von Jugendlichen ebenfalls häufiger wahrgenommen als im Vorjahr.
Fast jeder dritte Jugendliche gibt an, schon einmal im Internet sexuell belästigt worden zu sein. Diese Vorfälle ereignen sich überwiegend auf Social-Media-Plattformen – am häufigsten auf Instagram. «Deep Fakes, Verschwörungserzählungen und Extremismus haben auf den Smartphones von Jugendlichen nichts zu suchen. Die Zahlen verdeutlichen: Große Plattformen werden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Viel zu oft sind dort jugendgefährdende und demokratiefeindliche Inhalte zu sehen», sagte Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz.
Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), betont: «Angesichts der wachsenden Relevanz generativer KI ist es unabdingbar, Bildungsangebote im Bereich Medienkompetenz gezielt um den Aspekt KI zu erweitern und junge Menschen umfassend auf den Umgang mit diesen Technologien vorzubereiten.»
Jugendliche sind wissensdurstig
Generell haben 83 Prozent der Jugendlichen laut der Studie Interesse an Nachrichten – sowohl am Weltgeschehen als auch an Ereignissen in der eigenen Region. Gleichzeitig geben rund zwei Fünftel an, dass die Vielzahl negativer Meldungen sie belastet. Damit einhergehend zeigt sich bei einem Großteil der Jugendlichen das Phänomen der «News Avoidance», also das bewusste Vermeiden von Nachrichten: Acht Prozent versuchen oft, Nachrichten aus dem Weg zu gehen, 23 Prozent manchmal und weitere 32 Prozent zumindest gelegentlich.
«Gerade Jugendliche brauchen ein Bewusstsein dafür, wer hinter einer Nachricht steht, der sie auf den Plattformen begegnen. Es ist entscheidend, zu erkennen, ob eine Information verlässlich ist und mit welcher Absicht sie verbreitet wird. Nur so können wir junge Menschen befähigen, in einer von Fake News und Informationsflut geprägten Welt sicher und souverän zu agieren», sagte Kai Gniffke, Intendant des SWR und Vorsitzender der ARD.
Die Studienreihe JIM wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und des Südwestrundfunks (SWR), seit 1998 jährlich durchgeführt.