Rassismus-Vorwürfe

«Tauben im Gras»: Weitere Abitur-Lektüre wird angeboten

Für die einen ist es eine Demütigung, für andere ein literarischer Schatz. Wolfgang Koeppens «Tauben im Gras» spaltet die Gemüter. Im Abi an beruflichen Gymnasien soll es zur Pflicht werden. Aber nach der scharfen Kritik an dieser Auswahl, wird es eine Alternative geben.

«Tauben im Gras»: Weitere Abitur-Lektüre wird angeboten

Nach der Kritik an der Abitur-Lektüre «Tauben im Gras» ist das Kultusministerium auf der Suche nach einer Alternative fündig geworden. Ab dem Abitur 2025 können Lehrkräfte an beruflichen Gymnasien selbst entscheiden, ob sie statt Wolfgang Koeppens umstrittenem Roman aus dem Jahr 1951 das Buch «Transit» von Anna Seghers lesen lassen und besprechen. Das teilte ein Sprecher der baden-württembergischen Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart mit. Zuerst hatte der SWR über die alternative Lektüre berichtet.

Koeppens Werk wird wegen seines rassistischen Vokabulars scharf kritisiert. Eine Ulmer Lehrerin hatte die Debatte ausgelöst, weil sie sich geweigert hatte, das Buch im Unterricht zu behandeln. Ihrer Ansicht nach ist das Buch nicht für den Unterricht geeignet, da betroffene Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte während dessen Besprechung immer wieder rassistischer Diskriminierung ausgesetzt würden, «indem rassistische Begriffe, in diesem Fall «Das N-Wort», laut in der Unterrichtssituation vorgelesen werden». Mit dem Begriff «N-Wort» wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.

Im baden-württembergischen Abitur kann damit in Zukunft Katharina Hackers «die Habenichtse» (2006) entweder mit Wolfgang Koeppens «Tauben im Gras» oder mit Anna Seghers «Transit» aus dem Jahr 1948 verglichen werden.

Seghers, eine der bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen, erzählt in dem von persönlichen Erlebnissen inspirierten Roman von einem deutschen Flüchtling, der vor den Nazis von Paris nach Marseille flieht, um von dort mit einem Schiff aus Europa entkommen zu können. «Der Roman ermöglicht im Hinblick auf den geforderten Werkvergleich vielfältige Vergleichsaspekte, sie nehmen eine Gesellschaft in historischen Umbruchzeiten und damit auch die Welt der heutigen Leserinnen und Leser in den Blick», argumentiert das Ministerium.