Rüstungsindustrie

US-Waffengeschäft wird immer wichtiger für Heckler & Koch

Schon mal von der VP9 gehört? Wer eine Waffenaffinität hat und in den USA wohnt, könnte wissen, dass damit eine Pistole von Heckler & Koch gemeint ist. Der Firma zufolge läuft das US-Geschäft sehr erfolgreich - das ruft auch Kritiker auf den Plan.

US-Waffengeschäft wird immer wichtiger für Heckler & Koch

Der Waffenhersteller Heckler & Koch setzt bei seinen Geschäften immer stärker auf die USA. Wie das Unternehmen am Dienstag bei seiner Hauptversammlung in Rottweil bekanntgab, lag der USA-Umsatzanteil im vergangenen Jahr bei 43 Prozent. 2019 waren es 25 Prozent, 2020 bereits 34 Prozent und 2021 dann 41 Prozent. Binnen drei Jahren stieg der in den US-Umsatz von 60 Millionen Euro auf zuletzt 132 Millionen Euro (2022).

Seit 2020 sind die USA der wichtigste Markt der schwäbischen Waffenschmiede, zuvor war es Deutschland. In Georgia hat H&K ein Montagewerk für Pistolen. «Der Zivilmarkt in den Vereinigten Staaten ist für Heckler & Koch in hohem Maße bedeutend», sagt Firmenchef Jens Bodo Koch. Mit Zivilmarkt gemeint sind Verkäufe an Privatleute. In Deutschland ist dieser Markt eine Nische, in Amerika ist er wegen der ebenso ausgeprägten wie umstrittenen Waffentradition in der Gesellschaft aber besonders groß. H&K verkauft in Amerika vor allem Pistolen, aber auch Gewehre an zivile Schützen.

Der Wettbewerb ist hart, große Konkurrenten sind Smith & Wesson, Colt und Sig Sauer. Letztere Firma hatte bis 2020 ein Werk in Eckernförde (Schleswig-Holstein), verlagerte dann aber die Produktion in die USA – ein Schritt, der die wirtschaftliche Anziehungskraft des Waffenmarktes jenseits des Atlantiks verdeutlicht.

In diesem Jahr hat sich das US-Geschäft zwar etwas abgeschwächt, im Jahr 2024 rechnet das Management der deutschen Waffenschmiede aber mit einer Nachfrageerholung. Das liegt an den Präsidentschaftswahlen: Vor so einem Urnengang geht manch Amerikaner auf Einkaufstour, um sich in Erwartung einer Verschärfung des Waffengesetzes nochmal einzudecken mit Schusswaffen.

Bei der Hauptversammlung am Dienstag waren auch Pazifisten zugegen, die sich als Kleinaktionäre Zugang verschafft hatten. Charlotte Kehne vom Verein «Ohne Rüstung Leben» monierte, dass H&K «Profite aus dem tödlichen US-Zivilmarkt» mache. Sie wies darauf hin, dass in dem nordamerikanischen Staat Jahr für Jahr Zehntausende Menschen Opfer von Schusswaffengewalt werden.

Der Gesamtumsatz von Heckler & Koch lag im vergangenen Jahr bei 305,1 Millionen Euro und damit 5,1 Prozent höher als 2021. Das Betriebsergebnis (Ebitda) schnellte um 41 Prozent auf 82 Millionen Euro in die Höhe und der Nettogewinn konnte sogar mehr als verdoppelt werden auf 50,6 Millionen Euro. Letzteres lag teilweise an einem für die Firma positiven Steuereffekt.

In diesem Jahr hat sich der Wind aber etwas gedreht. Langfristige Energieverträge sind ausgelaufen, Nachfolgekontrakte haben sich verteuert und auch für Rohstoffe muss H&K tiefer in die Tasche greifen. Hinzu kommt, dass der Dollarkurs gesunken ist – es gibt also keinen Währungskurs-Rückenwind mehr für die H&K-Geschäfte. Alles zusammengerechnet geht das Management im laufenden Jahr von einem niedrigeren Umsatz und einem niedrigeren Ergebnis als 2022 aus.

Zum Jahresauftakt waren Bremsspuren im Geschäft bereits erkennbar: Im ersten Quartal 2023 sank der Umsatz im Vorjahresvergleich um 4,3 Millionen auf 73,2 Millionen Euro und der Betriebsgewinn (Ebitda) reduzierte sich um 2 Millionen auf 18 Millionen Euro. Firmenchef Koch betont, dass es sich nach dem «Ausnahmejahr» 2022 nur um eine Normalisierung der Geschäfte handele und dass der langfristige Wachstumskurs intakt sei.

Heckler & Koch hatte im vergangenen Jahr 1131 Beschäftigte und damit 45 mehr als 2021. Gut 90 Prozent der Belegschaft ist am Stammwerk in Oberndorf tätig. In Europa sind Beretta (Italien), FN (Belgien) und die Colt-Mutter CZ aus Tschechien unter den Wettbewerbern. Ein Konkurrent aus dem Inland ist die Thüringer Waffenschmiede Haenel.

Für die Aktionäre der seit 2015 börsennotierten Firma gibt es in diesem Jahr erstmals eine Dividende. Allerdings sollen nur 4 Cent pro Anteilsschein fließen – insgesamt will das Unternehmen 1,1 Millionen Euro an die Aktionäre überweisen.