Ein Moorfrosch wird kaum größer als ein Daumen. Ein Grund mehr, die in Süddeutschland vom Aussterben bedrohte Art durch die Auszeichnung «Lurch des Jahres 2025» bekannter zu machen. Ziel sei es, für den Schutz der Art zu werben und auf die Defizite in der Forschung aufmerksam zu machen, teilte die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) mit Sitz im niedersächsischen Salzhemmendorf mit. Das scheint dringend nötig: In Baden-Württemberg kann der Moorfrosch nur noch in zwei Landkreisen, in Karlsruhe und im sehr moorreichen Kreis Ravensburg, nachgewiesen werden.
«Die Zahl der Moorfrösche hat bundesweit in den letzten Jahren dramatisch abgenommen», begründete die DGHT ihre Wahl. «Grund genug, um nun für den dringenden Schutz dieser außergewöhnlichen Art zu werben und Maßnahmen zur Rettung der "Blaumänner" unter den Fröschen einzuleiten.»
Wie das Blubbern aus der Flasche
Blaumänner? Richtig, denn der braun gefärbte Rücken tarnt die rund sechs Zentimeter große Art zwar perfekt in ihrem Lebensraum – dem Moor. Doch an wenigen Tagen fällt sie umso mehr auf: Während der Paarung färbt sich das Moorfrosch-Männchen kurzzeitig graublau bis violett. «Die Stimme erinnert an ein gedämpftes Blubbern wie austretende Luft aus einer untertauchenden Flasche», erklärte der Fellbacher Biologe und Amphibienforscher Axel Kwet von der DGHT.
Allerdings ist der Moorfrosch einer der vielen Verlierer des Klimawandels: «Amphibien sind die Arten, die am stärksten vom Artenschwund betroffen sind», sagte der Wildtierökologe Moritz Ott, der für den Landschaftserhaltungsverband (LEV) Ravensburg ein eigenes Moorfroschprojekt betreut. «Und jetzt setzt der Klimawandel noch eins oben drauf.» Bundesweit leben um die 20 Arten in freier Natur, von denen etwa 60 Prozent vom Aussterben bedroht sind und auf der Roten Liste für Amphibien stehen.
Verlierer des Klimawandels
Für den Moorfrosch gilt das unter anderem in Baden-Württemberg. Hier lebt er, entgegen seinem Namen, nicht nur im Moor. Er kommt auch in Bruchwäldern, Auwäldern, im sumpfigen Grünland oder auf Nasswiesen vor – Hauptsache, der Lebensraum ist ausreichend feucht.
Deshalb leidet die Art unter der Trockenheit im Sommer und der Entwässerung der Moore, unter der Versauerung von Laichgewässern, dem Absinken des Grundwasserspiegels durch Trinkwassergewinnung und der Begradigung der Flüsse. Denn der Moorfrosch braucht ein Gewässer zum Ablaichen und ein spezielles Sommer- sowie ein Winterquartier, beides darf nicht zu sehr voneinander entfernt oder zerschnitten sein. Solche Gebiete haben in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland aber immer mehr abgenommen.
Erfolge durch Aufzucht
Um zur Rettung des Moorfrosches beizutragen, hatte der Karlsruher Zoo im vergangenen Jahr mehr als 600 Tiere aufgezogen und in Dettenheim ausgewildert. Zuvor waren in der Natur Laichballen eingesammelt worden, aus denen sich in einer Aufzuchtanlage im Zoo Kaulquappen und später die Frösche entwickeln. Auch Moritz Ott hat mit seinem Aufzuchtprojekt im Kreis Ravensburg erste Erfolge.
Die DGHT zählt nach eigenen Angaben mehr als 5.000 Mitglieder weltweit. Die Vereinigung setzt sich für die Erforschung von Amphibien und Reptilien (Herpetologie), für die sachkundige Haltung und Nachzucht sowie für den Arten- und Naturschutz ein. Seit 2006 würdigt sie im jährlichen Wechsel ein Reptil und einen Lurch des Jahres. Vor zwei Jahren trug der seltene Kleine Wasserfrosch den Titel.