Auf einem Feld im badischen Appenweier liegen Netze, die üblicherweise zum Schutz gegen Hagel aufgespannt werden. Der Obst- und Gemüsebauer Thomas Wörner setzt auf die Abdeckung, um Krähen von jungen Salatpflanzen fernzuhalten. «Es werden immer mehr», sagte der Landwirt mit Blick auf die Vögel. Auf Wörners Hof im Ortenaukreis sind auch Erdbeeren betroffen.
Gegen Saat- und Rabenkrähen werden von Landwirten nicht nur Netze, sondern auch Vogelscheuchen, Blicklichter, Knallapparate und andere Mittel eingesetzt. Doch die pickenden und fressenden Krähen lassen sich häufig nur schwer abhalten. Sie haben es unter anderem auf Mais, Weizen und Gemüse abgesehen. «Zwar sind die Schäden häufig lokal, können aus wirtschaftlicher Sicht für den einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb jedoch sehr hoch sein», bilanzierte das Landesagrarministerium unlängst.
Verband: Nur Abschüsse helfen letztlich weiter
Nach Einschätzung des Landesbauernverbands bringen letztlich nur Abschüsse von einzelnen Tieren durch Jäger den gewünschten Effekt - «letale (tödliche) Vergrämung» heißt das im Fachjargon.
Kompliziert wird es bei der Saatkrähe, denn sie gehört in Deutschland zu den besonders geschützten Tierarten. Jede Jagd zum Vertreiben der Wildvögel muss einzeln beantragt werden. Die Rabenkrähe kann hingegen grundsätzlich vom 1. August bis zum 15. Februar bejagt werden.
Abschuss von Saatkrähen wird mancherorts erleichtert
Einige Landkreise gehen inzwischen dazu über, mit befristeten Ausnahmen das Abschießen von Saatkrähen gebietsweise zu erleichtern. «Allgemeinverfügung» heißt dabei das nur Insidern verständliche Schlagwort. Ziel sei es, mit dem Abschießen einzelner Vögel ganze Schwärme zu vertreiben, berichtete etwa der Kreis Ravensburg. Nach Einschätzung von Behörden haben es betroffene Landwirte mit einer solchen Ausnahmeregelung einfacher, da Einzelanträge entfallen.
Umweltverband kritisiert Ausnahmen
Der Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg ist von den Ausnahmen der Kreise alles andere als begeistert. Bei einer Allgemeinverfügung, die häufig Flächen zahlreicher Gemeinden umfasse, könne de facto nicht mehr von einem Einzelfall gesprochen werden, kritisierte Artenschutzreferentin Alexandra Ickes auf Anfrage. Brütende Vögel würden in besiedelte Gebiete vertrieben, wo es potenziell noch größere Konflikte gebe. Der Abschuss könnte auch fütternde Altvögel treffen. «Ein leidvoller Tod von Jungtieren wird in Kauf genommen», sagte die Expertin.
Tarnung ist Trumpf
Da Krähen intelligente Tiere sind, ist die Jagd alles andere als einfach, wie die Landes-Wildforschungsstelle deutlich machte. Jäger sollten sich tarnen, um die Vögel nicht bereits im Anflug zu verschrecken, lautet ein Tipp in einem Bericht zu Rabenkrähen.
Jäger werden zudem aufgefordert, Autos weit entfernt und schlecht sichtbar zu parken - denn Krähen könnten gefährliche Situationen beurteilen. Ein unvorsichtig abgestelltes Fahrzeug könne den Jagderfolg für längere Zeit schmälern, warnten die Wildexperten.