Wegen des schlechten Wetters geht 2024 aller Voraussicht nach als schwieriges Jahr in die Geschichte der Weißstörche in Baden-Württemberg ein. Nach vorläufigen Zahlen des Naturschutzbunds Nabu und der Weißstorchbeauftragten des Landes, Judith Opitz, brachten rund 2.500 Horstpaare im nasskalten Frühjahr nur etwa 2.300 Jungvögel durch – im Schnitt einen je Horst. «Das war ein Katastrophenjahr für den Weißstorchnachwuchs», sagte Opitz der Mitteilung zufolge.
Während andere Bundesländer hohe Zuwachszahlen verkündeten, hinterlasse das Jahr in Baden-Württemberg regional eine deutliche Delle im langjährigen Storchen-Aufwärtstrend, hieß es weiter. Endgültige Zahlen sollen erst im Februar vorliegen.
Bis zu 90 Prozent der Jungtiere starben
«In manchen Regionen starben durch Unwetter und Starkregen bis zu 90 Prozent der Jungtiere, meist an Unterkühlung», erklärte der Nabu-Fachbeauftragte für Weißstörche, Stefan Eisenbarth. Spätere Bruten seien erfolgreicher gewesen.
Besonders schlimm verlief das Storchenjahr den Angaben nach im Ostalbkreis, wo nur zwei Küken aus sechs Nestern überlebten. Im Umfeld des Affenbergs Salem seien 70 bis 80 Prozent der Jungtiere gestorben, im nördlichen Landkreis Karlsruhe 60 Prozent.
Anders im Kreis Schwäbisch Hall: Im Raum Crailsheim flogen laut Nabu 14 Jungstörche aus sechs Horsten aus, eine sehr gute Quote von 2,2 Jungstörchen. Im Mittelfeld liege der Schwarzwald-Baar-Kreis mit rund 200 Jungstörchen und 1,1 Jungtieren je Horst. Damit die Population nicht wieder sinkt, müssten mindestens 1,3 Jungstörche pro Horst ausfliegen.
Zahl der Brutpaare um elf Prozent gestiegen
Weißstörche legen drei bis fünf Eier und brüten etwa ab Mitte März bis Anfang August. Nach etwa zwei Monaten verlassen die Jungvögel das Nest. Zum Überwintern fliegen die Tiere bis zu 4.500 Kilometer nach Afrika. Immer mehr Störche überwintern in Spanien. Doch selbst wenn sie in Baden-Württemberg blieben, besteht laut Nabu kein Grund, sie zusätzlich zu füttern. Weißstörche fressen zum Beispiel Mäuse, Regenwürmer und kleine Fische.
Alles in allem wächst die Weißstorchpopulation im Südwesten seit Jahren. «Für den Arten- und Naturschutz ist das ein toller Erfolg», sagte Eisenbarth. «Denn wir kommen aus einem tiefen Tal mit nur noch 15 Brutpaaren in ganz Baden-Württemberg anno 1975. Da war der Weißstorch hier kurz vorm Aussterben.» Auch in diesem Jahr war die Zahl der Brutpaare in Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent gestiegen, sagte die Stochenbeauftragte Opitz. «Wir hoffen, dass der Sommer 2025 nicht so verregnet wird.»