Schon länger wurde vermutet, dass die beiden Keltenfürsten aus den Grabhügeln in Eberdingen-Hochdorf und Asperg-Grafenbühl verwandt sein könnten. Nun haben genetische Untersuchungen ergeben, dass sie es tatsächlich waren. «Die Schwester des Hochdorfer Fürsten war die Mutter des Asperger Fürsten», erklärte Stephan Schiffels vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) laut einer Mitteilung vom Montag in Leipzig. In einer Kooperation zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, das zum Regierungspräsidium Stuttgart gehört, und dem MPI-EVA wurden nun erstmals die Erbgut-Sequenzen keltischer Individuen aus mehreren Grabhügeln rekonstruiert.
Das Ergebnis zeige, dass politische Macht in jener Gesellschaft höchstwahrscheinlich durch biologische Nachfolge vererbt wurde, wie in einer Dynastie. Dazu passten auch Belege zu Verwandtschaften zwischen weiteren Individuen aus den beiden Grabhügeln sowie dem deutlich weiter entfernten und etwa 100 Jahre früher angelegten Grabhügel des Magdalenenbergs. «Insgesamt scheinen wir es bei den Kelten in Baden-Württemberg also mit einem breiten Netzwerk zu tun zu haben, in welchem politische Macht durch biologische Verwandtschaft untermauert wurde», sagte Joscha Gretzinger vom MPI-EVA.
Die Kelten waren über Baden-Württemberg hinaus auch mit Bewohnerinnen und Bewohnern des damaligen Europas der Eisenzeit verwandt. Eine genaue Analyse dieser Gruppe zeigte vor allem eine genetische Herkunft, die am ehesten im heutigen Frankreich zu finden ist, damals aber in ganz Süddeutschland verbreitet war. Darüber hinaus zeigen mehrere Individuen eine genetische Herkunft aus Italien, was auch gut zu den in den Gräbern gefundenen Objekten passt, von denen viele mediterrane Macharten aufweisen.
Die Kelten sind eine Gruppe von Völkern, die vor mehr als 2000 Jahren weite Teile Europas besiedelten. Über ihre Kultur und ihr Alltagsleben ist wenig bekannt. Im Gebiet des heutigen Baden-Württemberg kam die keltische Kultur zwischen 70 und 50 vor Christus weitestgehend zum Erliegen. Als Erben der alten Kelten verstehen sich heute unter anderem Schotten, Iren, Bretonen in Nordwestfrankreich und Galizier in Nordwestspanien. Die als Fürstengräber bekannten Grabhügel von Eberdingen-Hochdorf und Asperg-Grafenbühl gehören mit ihren Goldfunden und kostbaren Bronzegefäßen zu den reichsten prähistorischen Bestattungen Deutschlands.