Das soll sich in Aldi-Märkten an der Kasse ändern
An welcher Kasse soll ich mich anstellen? An einer mit weniger Kunden und vielen Artikeln auf dem Band oder an einer Kasse mit mehr Kunden und vergleichsweise weniger Einkäufen? Antwort: Wenn es schnell gehen soll, an der Kasse mit weniger Kunden, denn der Bezahlvorgang braucht üblicherweise länger als das Scannen von Artikeln.
Neu: Kassen mit zwei Warenschächten bei Aldi
Dies dürften Verantwortliche von Aldi Süd auch wissen: Alle Filialen bekommen im Süden Deutschlands nach und nach mindestens eine Kasse mit zwei Warenschächten, zwei Bezahl-Terminals und zwei Bon-Druckern. Während die eine Kundin noch einpackt oder nach Geld kramt, kann der Kassierer schon die Waren des nächsten Einkäufers scannen. Dies bringe sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter Vorteile, sagt André Giesen von Aldi Süd.
Das dürfte zwar das Einpacken in den Einkaufskorb für den Kunden etwas entspannter machen. Gleichzeitig müssen die Mitarbeiter aber schneller arbeiten, denn die Wartepause, bis die Einkäufer ihre Taschen gefüllt haben, fällt weg.
Mitarbeitende, so heißt es von Aldi Süd, geben „täglich alles“. Das müssen sie auch, denn schon vor einigen Jahren war zu lesen, dass es an der Kasse Scan-Vorgaben von bis zu 3500 Artikeln pro Stunde gibt. Die Ziele dürften nun höher liegen.
Die Neuerungen wurden in 30 Filialen getestet. Genauso wie die Einführung von „Self-Checkout-Bereichen“, teilt der Discounter mit. Dort ziehen Kunden ihre Produkte selbst über den Scanner und bezahlen autonom. Laut Giesen eignen sich diese Kassen „hervorragend, um mögliche Schlangen im Kassenbereich zu entzerren“. Allerdings hat Aldi damit eher Kleineinkäufe im Auge. Die Kassen zum Selbstzahlen sollen nur in „ausgewählten Filialen in urbanen Räumen“ installiert werden, teilte der mit 21,9 Milliarden Euro Umsatz 2021 laut Statista viertgrößte Einzelhändler Deutschlands mit.
Experiment: Aldi ganz ohne Kassen
Aldi experimentiert derzeit auch mit einem Markt ganz ohne Kassen. In Utrecht überwachen Sensoren in Böden sowie Kameras die Einkäufe. Die Kunden dürfen am Ende einfach den Laden verlassen, die Abrechnung erfolgt automatisch. Während Aldi Nord bei dem Versuch zufriedene Kunden ausmacht, berichtet die Plattform „Golem“ von ausbleibenden Kunden und Kritik an einer umständlichen Registrierung und der vorgeschriebenen Kreditkarten-Zahlung: Niederländer nutzen hauptsächlich normale Bankkarten.
Aldi hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur technisch gewandelt. Auch die Läden haben ihr Aussehen verändert, es kamen mehr Bio- und Markenprodukte in den Verkauf, bei Fleischprodukten spielt die Haltungsform nun eine Rolle. Vor wenigen Jahren noch setzten etwa Edeka und Rewe die Billiganbieter Aldi und Lidl stark unter Druck. Gleichzeitig wollte die russische Kette „Mere“ mit superbilligen Waren den Discountern das Wasser abgraben. Doch als im vergangenen Jahr viele Verbraucher stärker sparten, konnten Aldi und Lidl die großen Supermarktketten beim Umsatzzuwachs abhängen.
Auch bei Aldi online Lebensmittel kaufen
Nun gibt es aber neue Konkurrenz, die auf den deutschen Markt drängt. Das norwegische Unternehmen Oda verspricht, den Wocheneinkauf an die Haustür zu liefern. Und das chinesische Ochama bringt online bestellte Waren an eine Art Packstation – Filialen gibt es nicht.
Auch Aldi Süd will in Deutschland 2023 einen Online-Dienst für frische Lebensmittel starten. Festhalten will man aber am Bargeld. Zuletzt sorgte Apple-Händler Gravis für Aufmerksamkeit, der nur noch mobile oder Kartenzahlung akzeptiert. Das sei bei Aldi nicht geplant, heißt es aus der Konzernzentrale Nord.